Hast du schon ein paar gute Vorsätze für’s neue Jahr gefasst? Falls nein, darfst du dich gerne bei mir bedienen.

1 Ich mache keine „na dann testen wir es halt“-Tests mehr

Alle meine Tests basieren auf Hypothesen. Außerdem arbeite ich mit einer Prio-Liste (siehe Punkt 7), damit auch wirklich nur jene Ideen getestet werden, die zuvor als potenziell größte Business-Driver identifiziert wurden. So vermeide ich, dass unter dem Deckmantel „Testingkultur“ nicht zielführende Micro-Themen angegangen oder A/B-Tests inflationär als Diskussionslöser bei Uneinigkeiten im Team genutzt werden. Denn „Na, dann testen wir es halt“-Tests verdienen selten einen Platz ganz oben auf der Prioritätenliste. Ganz im Gegenteil: Zieht man sie anderen Tests vor, verschwendet man unnötig Ressourcen und verhindert gleichzeitig, dass wesentlich wertvollere Tests laufen können. Die Opportunitätskosten sind hoch, denn realistisch gesehen sind pro Monat nur eine begrenzte Anzahl an Tests möglich.

2 Im neuen Jahr werde ich mutiger sein

Ich verabschiede mich von kosmetischen Tests und traue mich, Tests mit extremen Veränderungen anzugehen, denn sie haben eine bessere Chance, signifikante Ergebnisse zu erzielen. Je offensichtlicher und auffälliger die getesteten Änderungen sind, umso wahrscheinlicher ist es, einen größeren Effekt auf die Conversion Rate zu haben.

3 Ich ärgere mich nicht mehr über A/B-Tests, die verlieren

Auch bei einem strukturierten Testansatz und hypothesenbasiertem Testen kommt es vor, dass A/B-Tests negativ ausfallen. Anstatt mich darüber zu ärgern, versuche ich daraus zu lernen und Schlüsse zu ziehen, warum der Test kein Erfolg war. Wurde die Hypothese durch den Test falsifiziert oder hat es an der konkreten Umsetzung des Tests gelegen? Verstehe ich meine Besucher gut genug oder sollte ich noch weitere Nutzerforschung betreiben? Jeder „Test-Verlierer“ erlaubt es mir, Neues über meine Besucher zu lernen. Absagen von Kunden haben auch etwas Gutes, wenn ich richtig damit umgehe und schnell daraus lerne was geändert werden muss, um so beim nächsten Besucher Erfolg zu haben.

Wenn ich mich doch ärgere, halte ich mir vor Augen, dass A/B-Tests ein iterativer Prozess sind und ein Versagen in Ordnung ist. Denn man muss oft erst eine ganze Menge an Ideen durchforsten, um die richtig guten zu finden. Und die Wahrscheinlichkeit, ein Problem immer beim ersten Versuch zu lösen, ist sehr gering.

4 Ich tappe nicht in die „wenn die anderen das machen, muss es gut sein“-Falle

Ich werde mich nicht mehr dazu hinreißen lassen, etwas auf der eigenen Seite zu testen, nur weil ich es bei einem Mitbewerber oder anderen großen, bekannten Seiten gesehen habe. Denn jede Webseite hat andere Zielgruppen mit ganz eigenen Bedürfnissen. Ich muss an jenen Dingen arbeiten, die meinen Nutzern wichtig sind. Und wie unter Punkt 1 erwähnt, habe ich ja nur eine begrenzte Anzahl Tests, die ich pro Monat umsetzen kann – also will ich diese für die großen Ideen nutzen, die mir Conversion Uplifts bringen. Denn fundierte Nutzerforschung ist die einzig solide Basis für langfristig höhere Conversions.  Optimierungen basierend auf User-Research-Erkenntnissen mit den eigenen Nutzern haben einen wesentlich größeren Effekt als Copy & Paste von Best Practice-Beispielen.

5 Ich höre regelmäßig bei Kundenservice-Gesprächen zu

Das Kundenservice-Team weiß meist sehr genau – und vor allem oft als aller erster im Unternehmen–, wo Kunden der Schuh drückt. Welche Fragen haben Besucher bevor sie einen Kauf tätigen, welche Sorgen halten sie davon ab, auf den Kaufen-Button zu klicken? Tagtäglich sind die Kundenservice-Mitarbeiter in Kontakt mit (potenziellen) Kunden. Ich will daher noch regelmäßiger mit dem Kundenservice-Team in Kontakt sein und in fixen Abständen einen Tag im Kundenservice-Team verbringen, um bei Gesprächen mitzuhören oder selber Kundenanfragen entgegenzunehmen. Denn man vergisst immer wieder, wie viel wertvolles Wissen über die Nutzer im Kundenservice-Team vorhanden ist. Das Team sollte nicht nur da sein, um Kundenanfragen zu beantworten, sondern Nutzererkenntnisse ins Unternehmen zu tragen. Oft wissen die Kollegen dort viel von dem, was man selbst in mühsam aufgesetzten Nutzerbefragungen zu Tage bringt, schon längst – nur hat niemand zuvor mit ihnen gesprochen, um diese Informationen zu bekommen.

6 Ich arbeite mit einer Prio-Liste (Aufwands- und Nutzenschätzung) und einer Experiment Roadmap

Da ich immer hunderte Testideen habe, ist es wichtig, dass ich mit Hilfe meiner Prio-Liste wirklich für alle Testideen den Aufwand und das Uplift-Potenzial schätze. So kann ich ressourcenschonend arbeiten und sicherstellen, dass ich mich auf die richtigen Tests konzentriere, die meinem Business den größten Uplift versprechen. In diesem Blogartikel wird aufgezeigt, wie eine ganz simple Übersicht bei der Reihung der Testideen helfen kann.

Zusätzlich arbeite ich mit einer „Experiment Roadmap“, einem Planungskalender, in dem ich die geplanten Experimente für die unterschiedlichen Seiten, Geräte und Flows eintrage. Die Roadmap hilft dabei, einen Überblick darüber zu behalten, wie viele Tests parallel laufen können, ohne sich gegenseitig zu beeinflussen. Oder andersrum: sicherzustellen, dass ich keine Zeit vergeude und möglichst viele Tests gleichzeitig abwickle.

7 Ich bin „mein eigener Kunde“ und mache regelmäßig Usability-Tests mit meiner Zielgruppe

Es ist eigentlich total logisch, aber im Tagesgeschäft vergisst man allzu leicht darauf. Ich will in Zukunft daher bewusst häufiger auf der eigenen Seite selbst als Kunde aktiv sein. Ich will erleben, wie sich die Customer-Journey anfühlt – von ersten Kaufüberlegungen bis hin zur Abwicklung und Kommunikation nach dem Kauf. So wertvoll eigene Erfahrungen sein können, so wichtig ist es gleichzeitig, die Seite „mit den Augen der Kunden“ zu sehen. Deswegen nehme ich mir vor, in regelmäßigen Abständen Usability-Tests mit Menschen aus meiner Zielgruppe zu machen, damit ich besser verstehe, was in ihren Köpfen vorgeht, während sie auf meiner Seite unterwegs sind.

Zusammengefasst werde ich 2019 Prioriäten setzen, neue Wege beschreiten und regelmäßig die Kundenbrille aufsetzen. Gute Vorsätze müssen gar nicht weit hergeholt sein.