Inhaltsverzeichnis

1. Ortsunabhängige Test-Methoden
2. 5-Sekunden-Tests
3. 3-Minuten-Tests
4. Moderierte Remote-Tests
5. Unmoderierte Remote-Usability-Tests (~ 20 Minuten)
6. Zusammenfassung: Die passende Methode für alle Use-Cases

1. Ortsunabhängige Test-Methoden

Die hier vorgestellten Methoden haben eines gemeinsam: Sie werden remote durchgeführt, sodass die Testpersonen in ihrer vertrauten Umgebung und auf ihren eigenen Geräten testen können. Daher sind diese Tests ortsunabhängig und näher an den tatsächlichen Bedingungen als Inhouse-Tests oder Labortests.

2. 5-Sekunden-Tests

Website-Besucher entscheiden normalerweise nach einigen Sekunden, ob die Seite oder das Angebot für sie relevant ist. Ein gutes Design zeichnet sich deshalb dadurch aus, die Kernbotschaft innerhalb von höchstens 5 Sekunden zu übermitteln. Wie euer Produkt in diesem Bereich aufgestellt ist, findest du durch einen 5-Sekunden-Test heraus.

2.1 Für welche Fragen eignen sich 5-Sekunden-Tests?

Der 5-Sekunden-Test eignet sich für folgende Fragen:

  • Erster Eindruck: Wird eure Kernbotschaft verstanden? Entspricht der erste Eindruck der Testpersonen euren Brand-Values?
  • Relevanz: Ist euer Angebot für die Zielgruppe relevant? Entspricht es ihren Anforderungen?
  • Design / Marke: Ist das Design für die User attraktiv? Welche Emotionen verursacht es?
  • Verständnis: Werden die Inhalte auf den ersten Blick verstanden?
  • Desirability: Erweckt eure Website, euer Werbematerial oder ein anderes Design den Wunsch der User, euer Produkt zu besitzen / zu verwenden? Löst das Produkt wirklich den grössten Pain der User?
  • Variantenvergleich: Du kannstIhr könnt mehrere 5-Sekunden-Tests durchführen und diese den Testern in zufälliger Reihenfolge präsentieren. Das ist besonders geeignet, um verschiedene (Konkurrenz-)Websites oder Designvarianten miteinander zu vergleichen.

Hier liest du mehr dazu, wie der 5-Sekunden-Test funktioniert, Best Practices und einige Beispiel-Aufgaben.

2.2 Best-Practices und Beispiele für die Testerstellung

Grundsätzlich gilt: Der 5-Sekunden-Test besteht aus drei Teilen. In der Einführung kannst du die Testpersonen auf den Inhalt des Tests vorbereiten. Als nächstes wird die Website oder Bilddatei, gezeigt. Schliesslich kannst du der Testperson deine Fragen stellen.

Eindeutige Einführung: Damit die Testpersonen von Anfang an konzentriert sind, solltest du darauf hinweisen, dass die Seite nach kurzer Zeit wieder geschlossen wird. Wenn sinnvoll, kannst du den Tester / die Testerin auch auf einen bestimmten Aspekt der Seite aufmerksam machen oder ihm / ihr eine ganz bestimmte Aufgabe geben.

Beispiel: 

Schau dir kurz die folgende Website / Werbemittel / Design an.

Bitte achte dabei besonders auf das Design.

oder

Wo würdest du klicken, um mehr über dieses Unternehmen zu erfahren?

Wenn du soweit bist, klicke auf „Seite anzeigen“.

Erstellen von Bilddateien der Testobjekte: Möchtest du Design- oder Werbematerialien testen, die nicht als URLs vorliegen? Bei RapidUsertests kannst du sie einfach als JPEG, PNG, GIF hochladen.

Zielorientierte Fragestellungen im Anschluss: Nachdem das Testobjekt 5 Sekunden gezeigt wurde, kannst du der Testperson eine Aufgabe stellen. Hier einige Beispiel-Formulierungen für die einzelnen Anwendungsfälle:

  • Erster Eindruck: Was ist dein spontaner erster Eindruck? Was hast du Positives oder Negatives bemerkt? Wie wirkt diese Website auf den ersten Blick auf dich?
  • Relevanz: Ist das dargestellte Angebot für dich interessant? Würdest du es dir genauer anschauen? Warum (nicht)?
  • Design / Branding: Was löst das Design der Website / des Werbematerials bei dir aus? Wenn 1 sehr schlecht und 10 sehr gut bedeutet, wie gefällt dir das Design auf einer Skala von 1 bis 10?
  • Verständnis: Beschreibe bitte in eigenen Worten, was auf der Website angeboten wird.

Hier findest du weitere Informationen zu 5-Sekunden-Tests.

3. 3-Minuten-Tests

Endlich keine endlosen Diskussionen über kleine Anpassungen der Benutzeroberfläche oder neue Funktionen mehr: Erstelle einfach morgens einen dreiminütigen Test und gehe in Ruhe Mittagessen. DeineEure Zielgruppe gibt dir in der Zwischenzeit die Antworten auf deine wichtigsten Fragen.

Der 3-Minuten-Test ist ein sehr kurzer Usability-Test, der nur eine Aufgabe enthält, sodass er schnell erstellt und schnell ausgewertet werden kann.

3.1 Für welche Fragen eignen sich 3-Minuten-Tests?

Für diese Anwendungsfälle empfehlen wir 3-Minuten-Tests:

  • Designvergleich: Welches Design gefällt euren Usern am besten? Wo werden eure Markenwerte am besten vermittelt?
  • Feature-Tests: Wie finden eure User ein neues Feature? Ist es nutzerfreundlich?
  • Erster Eindruck: Hol dir euch Feedback zum ersten Eindruck einzelner Seiten (z.B. Landingpage, Startseite, Werbeanzeige).
  • Werbematerialien: Was sind die ersten Eindrücke von Anzeigen, Flyern, Postern und anderen Werbematerialien? Überzeugen sie? Sind sie verständlich?
  • SEO: Wonach suchen eure Kunden, welche Ergebnisse würden sie wählen und warum?

3.2 Für wen eignen sich 3-Minuten-Tests?

In diesen Teams können 3-Minuten-Tests eingesetzt werden:

  • Designer / Designabteilung: Mit den 3-Minuten-Tests triffst und argumentierst du Designentscheidungen basierend auf User-Feedback. 
  • Marketing: Der 3-Minuten-Test eignet sich besonders, um herauszufinden, welchen ersten Eindruck eure Werbemittel erzeugen, welche Versionen die Zielgruppe bevorzugt und ob eure Brand-Values vermittelt werden. Ein weiterer Vorteil: Du kannst diese schneller und einfacher durchführen als Online-Umfragen.
  • Produktmanagement: Teste neue Funktionen und Features schnell und unkompliziert vor dem Launch.
  • UX: Mit einem 3-Minuten-Test kannst du auch kleine UX-Optimierungen innerhalb weniger Stunden testen.

3.3 Best-Practices und Beispiele für die Testerstellung

Konkretes Szenario: Insbesondere wenn deinTest mitten in der Customer-Journey beginnt, musst du die Testpersonen im Szenario gut briefen. Wo sind sie gerade und was hätten sie normalerweise vorher gemacht?

Beispiel: 

Dein Auto kommt dieses Jahr nicht durch den TÜV. Da es sich nicht lohnt, viel Geld für Reparaturen auszugeben, möchtest du ein neues Auto kaufen.

Leider hast du gerade nicht viel Geld auf dem Konto, weshalb du einen Kredit aufnehmen möchtest. Ein Freund hat dir die Bank X empfohlen. Jetzt möchtest du schauen, was die Bank dir bieten kann.


Sehr präzise Aufgaben: Damit die Testpersonen sich kurz fassen und du tatsächlich nur ein 3-minütiges Ergebnis-Video erhältst, solltest du ganz klar formulieren, was sie tun sollen und was nicht.

Beispiel:

Probiere den Kreditrechner aus und kommentiere, wie du vorgehst.

  • Was gefällt dir und was nicht?

Klicke zum Abschluss auf „Kredit beantragen“.

Hier kannst du mehr zu 3-Minuten-Tests nachlesen.

Der vollständige Leitfaden für Remote Testing (Online-Nutzertests)

Im eBook hast du die Infos aus diesem Blogbeitrag und noch weitere gesammelt zum Nachschlagen und Weitergeben. Ausserdem findest du als wertvolle Ergänzung für deine tägliche Arbeit einen umfangreichen Teil “Remote UX-Tests in der Praxis”. Darin erfährst du, wie du Fragestellung und Hypothesen festlegst, wie du gute Aufgaben für Online-Tests erstellst und wie gute Fragebögen aussehen.

Jetzt kostenlos herunterladen

4. Moderierte Remote-Tests

Für alle Fragen, die nicht durch einen 5-Sekunden- oder 3-Minuten-Test beantwortet werden können, sollte ein detaillierterer UX-Test verwendet werden. Hier unterscheiden wir zwischen moderierten Tests und unmoderierten Tests. Beim moderierten Remote-Test testen die Testperson zwar auch von zu Hause aus, du kannst jedoch live mit ihnen sprechen.

4.1 Für welche Test-Cases eignen sich moderierte Remote-Tests?

Daher eignen sich moderierte Tests besonders für folgende Anwendungsfälle:

  • Low-Fidelity-Prototypen: Bei moderierten Tests kannst du die Testpersonen besser führen und Fragen stellen, weshalb sie auch für Low-Fidelity-Prototypen geeignet sind.
  • Tiefeninterviews: Zusätzlich zu Usability-Tests kannst du Live-Session auch für User-Research verwenden.
  • UX-Tests kombiniert mit Interviews: Natürlich können Usability-Tests und Interviews auch miteinander kombiniert werden. Lasst zunächst die Website testen und stellet dann noch deine Interviewfragen.
  • Produkte, die einer Erklärung bedürfen: Benötigen deine Probanden längere Einweisungen oder Einarbeitungszeit? Auch hierfür eignen sich moderierte Remote-Tests.

4.2 Die Vorteile moderierter Remote-Tests

Das sind die Vorteile von moderierten Tests:

  • Nicht ortsgebunden: Testpersonen, Testleiter und Zuschauer können von überall auf der Welt teilnehmen.
  • Realistisch: Während des Tests befindet sich die Testperson in ihrer vertrauten Umgebung und verwendet ihre eigene Ausrüstung. Dies macht ihr Verhalten natürlicher als in einer sterilen Laborumgebung.
  • Keine langfristige Planung erforderlich: Moderierte Remote-Usability-Tests können schneller durchgeführt werden als Inhouse-Tests. In der Regel können sie innerhalb weniger Stunden die ersten Termine vereinbaren.
  • Keine Raumnot: Es wird nur ein (kleiner) Raum benötigt. Zuschauer können per Video-Übertragung teilnehmen.
  • Ergebnisse mit Stakeholder teilen: Die Tests werden aufgezeichnet und du kannst daraus Highlight-Videos schneiden oder einzelne Ausschnitte per Link teilen.
  • Einfache Integration in bestehende Prozesse: Aufgrund der Zeitersparnis sind moderierte Remote-Usability-Tests schnell und agil. Dadurch können sie besser in agile Prozesse integriert werden als Inhouse-Tests.

Einen Vergleich von moderierten Remote-Tests mit Inhouse-Tests findest du hier.

5. Unmoderierte Remote-Usability-Tests (~ 20 Minuten)

In einem unmoderierten Remote-Usability-Test kannst du fast alles testen. Das sind einige geeignete Anwendungsfälle:

  • Der Test der gesamten User-Journey: Wie finden sich Kunden auf eurer Website zurecht? Wo wären sie abgesprungen? Kommen sie durch den Checkout?
  • Prototypen-Tests: Solange der Prototyp voll funktionsfähig ist, kann er unmoderiert getestet werden. Moderierte Tests sollten jedoch für Low-Fidelity-Prototypen eingesetzt werden. Hier findest du mehr Best-Practices für das Testen der Benutzerfreundlichkeit von Prototypen.
  • Wettbewerber-Tests: Wie finden die Testpersonen eure Website im Vergleich zu den Websites von Wettbewerbern? Weitere Informationen findest du hier.
  • Softwaretests: Wie kommen neue oder bestehende Kunden mit eurer Software zurecht?

Du kannst auch mit einem 5-Sekunden-Test einsteigen, um den ersten Eindruck zu erhalten, und dann die gesamte Website testen.

3-Minuten-Tests sind eine gute Möglichkeit, um die kleinen Optimierungen zu testen, die ihr basierend auf den ausführlichen Tests gemacht habt.

6. Zusammenfassung: Die passende Methode für alle Use-Cases

Hier nochmal alle Methoden im Überblick:

  • 5-Sekunden-Test: Geeignet für den ersten Eindruck einer Website, eines Designs oder eines Werbemittels.
  • 3-Minuten-Test: Geeignet für kleine Fragestellungen, die innerhalb kürzester Zeit beantwortet werden sollen.
  • Unmoderierte Remote-Tests: Geeignet für umfangreichere Tests, z.B. zur Analyse der gesamten User-Journey.
  • Moderierte Remote-Tests: Geeignet zum Testen von Low-Fidelity-Prototypen, erklärungsbedürftigen Produkten oder für Tiefeninterviews.