Inhaltsverzeichnis

1. Lost in space
2. Wer ist deine Zielgruppe?
3. Von abstrakten Zielgruppen zu greifbaren Personas
4. UX Writing: Ein unverzichtbarer Dialog mit deiner Zielgruppe
5. Mit Worten digitale Interaktion prägen
6. Tone & Voice: Konsistente User Experience schaffen
7. Praktische Anwendung: So funktioniert Tone & Voice im Nutzerdialog
8. Dynamik meistern mit Anpassungsfähigkeit
9. Zielgruppenspezifisches User Testing
10. Testen, Prüfen, Perfektionieren: Der fortwährende Dialog im User Testing

1. Lost in space

Zielgruppenorientierung ist ein unverzichtbares Zentrum für den Erfolg eines Unternehmens. Und doch schleichen sich oft halbherzige Ansätze in die Geschäftsstrategien ein. Warum? Vielleicht liegt es an der verführerischen Annahme: „Wir sind von unserem Produkt total begeistert – es muss doch einfach auch bei euch einschlagen wie ein Blitz!“ Doch Vorsicht, das ist eine tückische Falle. Was intern als genial erscheint, spiegelt nicht automatisch die Bedürfnisse des Marktes wider.

„The more the merrier“, oder zu Deutsch „je mehr, desto besser“, erweist sich oft als Trugschluss. Eine zu breite Streuung ist riskant und führt häufig dazu, dass die eigentliche Botschaft im Rauschen untergeht. „Man kann nicht allen alles recht machen“ – dieses Sprichwort trifft den Nagel auf den Kopf. Eine präzise und gezielte Ansprache ist entscheidend. Ein „One-Size-Fits-All“-Ansatz verwässert nämlich die Botschaft und verhindert den echten Erfolg. Ohne eine klare Zielgruppenorientierung bleibt der erhoffte Erfolg oft eine Utopie.

2. Wer ist deine Zielgruppe?

Also, hast du dir eingehend Gedanken drum gemacht, wen du eigentlich ansprechen möchtest? Lege einen soliden Grundstein, um darauf aufzubauen. 

  • Tiefgreifendes Verständnis entwickeln: Weisst du wirklich, was deine potenzielle Zielgruppe bewegt? Es ist entscheidend, den Markt nicht nur oberflächlich zu betrachten, sondern in die Tiefe zu gehen. Finde heraus, wo genau der Schuh drückt und welche unerfüllten Bedürfnisse auf dem Markt existieren. Nur so kannst du Lösungen anbieten, die wirklich einen Unterschied machen.
  • Die richtigen Personen ansprechen: Nicht jede Person wird dein Produkt benötigen oder wertschätzen – und das ist völlig in Ordnung. Es ist nahezu unmöglich, ein Produkt oder eine Dienstleistung zu entwickeln, die absolut jedem auf dem Markt gefällt oder nützt. Im Zeitalter von Social Media ist es einfacher denn je, ein Ohr am Puls der Zeit zu haben und genau zu verstehen, was deine potenziellen Kunden wollen und brauchen. Nutze Marktanalysen, Kundenbefragungen und untersuche das Verbraucherverhalten, um deine Zielgruppe präzise zu definieren und deine Ressourcen optimal einzusetzen. So richtest du deine Markenbotschaft punktgenau aus und erreichst die Menschen, die am meisten von deinem Angebot profitieren. 

3. Von abstrakten Zielgruppen zu greifbaren Personas

Es ist wichtig, nicht nur eine vage Vorstellung von der eigenen Zielgruppe zu haben, sondern diese wirklich zu kennen und zu verstehen. Hier kommen Personas ins Spiel. Sie stellen direkte Abbilder deiner Zielgruppe dar. Personas sind also nicht einfach nur hübsche Steckbriefe; sie basieren auf fundierten Profilen, die auf realen Daten und Einsichten über deine Kundschaft aufbauen. Sie helfen dir, die Menschen hinter den Zahlen zu sehen und effektiver anzusprechen.

Warum Personas so wertvoll sind:

  • Wenn du die Bedürfnisse deiner Zielgruppe genau kennst, kannst du dein Angebot nicht nur anpassen, sondern perfekt auf sie zuschneiden. Bediene deine Kundschaft nicht nur. Stattdessen begeistere sie, lass sie spüren, dass du genau versteht, was sie brauchen und wollen. 
  • Detaillierte Personas ermöglichen eine persönliche Ansprache. Sprich die Sprache deiner Kundschaft. Mit detaillierten Personas an der Hand kannst du authentisch mit deiner Zielgruppe kommunizieren. Schaffe nicht nur Vertrauen, sondern eine enge Kundenbeziehung zu deiner Marke. Höre hin und gib ihnen die richtigen Antworten.
  • Ein tiefes Verständnis deiner Zielgruppe hilft dir ausserdem, kostspielige Fehlentscheidungen in der Produktentwicklung zu vermeiden und kluge, fundierte Entscheidungen zu treffen.

 

 

Persona für UX-Writing

Abbildung 1: Persona für UX-Writing

4. UX Writing: Ein unverzichtbarer Dialog mit deiner Zielgruppe

Die zielgruppengerechte Gestaltung deiner Marketingaktivitäten ist nur der erste Schritt. Ebenso wichtig ist eine direkte, klare und unterstützende Kommunikation mit deiner Nutzerchaft über den gesamten Verlauf ihrer Interaktion mit deinem Produkt oder Dienstleistung.

Hier kommt UX Writing ins Spiel, eine Disziplin, die eine unverzichtbare Rolle in der Nutzererfahrung einnimmt. Insbesondere bei digitalen Dienstleistungen, SaaS-Produkten oder Angeboten, die online vertrieben werden, ist es entscheidend, die Nutzerschaft nicht nur beim ersten Kontakt zu überzeugen, sondern sie auch während der gesamten Nutzungsdauer zu unterstützen und richtig anzusprechen. Diese kontinuierliche Begleitung ist es, die Vertrauen aufbaut und Kundentreue sichert.

Nehmen wir ein praktisches Beispiel: Stell dir vor, du füllst deine Steuererklärung auf einer Online-Plattform aus. Nach stundenlanger Eingabe erscheint die Meldung: „Yo, wir haben deine Steuereingaben gecheckt – alles on fleek!“

Bitte was?

Solche umgangssprachlichen Formulierungen, die möglicherweise eine jüngere Zielgruppe ansprechen, können Menschen irritieren, die von einer Steuerplattform eine formellere und professionellere Kommunikation erwarten. Eine Nachricht wie diese untergräbt schnell das Vertrauen in die Seriosität der Plattform.

Um solche Missverständnisse zu vermeiden und das Vertrauen der Zielgruppe zu stärken, ist ein präzises und abgestimmtes UX Writing unerlässlich.

 

UX writing gone wrong

Abbildung 2: UX writing gone wrong

5. Mit Worten digitale Interaktion prägen

Gute UX Writer verstehen nicht nur die Sprache ihrer Zielgruppe, sondern auch deren Schmerzpunkte, Wünsche und Bedürfnisse. Sie denken in User Journeys, antizipieren mögliche Stolpersteine und finden die richtigen Worte, um nicht nur zu informieren, sondern auch zu motivieren und zu begeistern.

Sie haben die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte einfach und verständlich zu kommunizieren, sodass sich die Nutzerschaft gut aufgehoben und verstanden fühlt. Die Fähigkeiten von UX Writern sind oft der entscheidende Faktor, der darüber entscheidet, ob eine Anwendung mit Freude genutzt oder frustriert verlassen wird.

Trotz dieser zentralen Rolle wird der wahre Wert versierter UX Writer in vielen Unternehmen noch immer nicht vollständig erkannt. Nicht alle Fachleute aus textorientierten Berufen sind als UX Writer geeignet oder verfügen über die notwendigen Fähigkeiten. Es geht beim UX Writing um mehr als nur gute Rechtschreibung und klare Formulierungen; es geht darum, exakt den Ton, die Stimme und die Emotion zu treffen, die die Zielgruppe anspricht und mit der Marke resoniert.

Diese spezielle Kompetenz erfordert ein vorab sorgfältig ausgearbeitetes Tonalitäts- und Stimmprofil. Herausragende UX Writer passen den Ton geschickt und präzise an die Bedürfnisse der spezifischen Zielgruppe und den jeweiligen Nutzungskontext an – auch dann, wenn es nicht ihrem eigenen natürlichen Schreibstil entspricht. In dieser Fähigkeit, sich wie ein Chamäleon anzupassen und dennoch authentisch zu bleiben, liegt ihre Kunst.

6. Tone & Voice: Konsistente User Experience schaffen

Für eine gute Nutzererfahrung ist es wichtig, dass du jederzeit konsistent mit deiner Zielgruppe kommunizierst. Diese Ansprache – wie du klingst (Tone) und welche Markenpersönlichkeit du vermittelst (Voice) – prägt, wie deine Nutzerschaft dich und deine Produkte wahrnehmen. Ziel ist es, dass sich alle auf der Plattform wohl fühlen und Freude oder zumindest keinen Unbehagen empfinden, wenn sie mit deinem Produkt interagieren.

UX Writing Tone and Voice

Abbildung 3: UX Writing Tone and Voice

Konsistente Kommunikation für deine Plattform

Ein klarer Leitfaden unterstützt UX Writer, stets die richtigen Worte und den richtigen Ton zu wählen. So beeinflussen sie die Nutzer positiv und fördern eine gute User Experience.

In diesem Leitfaden legst du die Merkmale deiner Kommunikation fest. Sie sollte deine Markenwerte widerspiegeln und gleichzeitig deine Persona gezielt ansprechen. Um den Ton deiner Marke oder deines Produkts zu bestimmen, gilt es, verschiedene Dimensionen zu berücksichtigen. Stelle dir folgende Fragen:

  • Soll der Ton formell oder eher informell sein?
  • Wie herzlich oder distanziert soll der Umgang mit meiner Zielgruppe sein?
  • Will ich die Nutzer motivieren oder in erster Linie informieren?
  • Inwieweit passt ein humorvoller Ton zu meiner Botschaft?

Richte deine Überlegungen an den Bedürfnissen deiner Zielgruppe aus und folge nicht einfach Trends oder Beispielen anderer Websites. Nicht alles, was anderswo funktioniert, ist auch für dein Angebot passend.

Nachdem du diese Dimensionen für dich klar definiert hast, ist es wichtig, sie in verschiedenen Kontexten auf deiner Plattform anzuwenden. Entwickle praktische Modelle, die dir helfen, in verschiedenen Situationen den richtigen Ton zu treffen.

7. Praktische Anwendung: So funktioniert Tone & Voice im Nutzerdialog

Digitales Produkt: Online-Lernplattform

Zielgruppe (verkürzte Info): Bildungsorientierte junge Menschen im Alter von 20-28 Jahren, die nach flexiblen und effektiven Lernmöglichkeiten suchen.

Voice der Marke (Diese Persönlichkeit bleibt in allen Kommunikationskanälen konstant, unabhängig vom Kontext oder der emotionalen Verfassung der Zielgruppe)

Die Persönlichkeit der Lernplattform ist:

  • unterstützend 
  • motivierend 
  • sehr freundlich

Sie verwendet eine klare und verständliche Sprache, um der Zielgruppe das Lernen so einfach wie möglich zu machen. Die Kommunikation betont den Wert leicht zugänglicher Bildung und positiver Lernerfahrungen.

Dimensionen des Tons:

  • Formalität: Leicht informell
  • Freundlichkeit: Sehr freundlich
  • Motivation: Motivierend
  • Klarheit: Sehr klar
  • Humor: Leicht humorvoll

Anwendungsszenarien:

Hinweis auf bevorstehende Prüfung (Ton: Ermutigend und unterstützend):

„Hey [Name], nur noch eine Woche bis zur Mathe-Prüfung! Keine Sorge, du packst das. Nutze unsere Lernvideos und gib dein Bestes! Wir glauben an dich!“

Feedback nach einem Quiz (Ton: Positiv und motivierend):

„Super gemacht, [Name]! Du hast [X]% der Fragen richtig beantwortet. Mit ein bisschen Übung knackst du auch die restlichen. Weiter so!“

Erinnerung an ausstehende Aufgaben (Ton: Freundlich und motivierend):

“Nicht vergessen, [Name]! Du hast noch ein paar Aufgaben offen. Nimm dir ein paar Minuten und erledige sie jetzt. Du wirst dich danach großartig fühlen!“

In diesen Beispielen bleibt die Voice der Marke konstant und spiegelt die unterstützende und freundliche Persönlichkeit wider. Der Ton passt sich jedoch je nach Kontext und emotionaler Verfassung der Zielgruppe an. So entsteht eine stimmige UX, die die Marke widerspiegelt und die Zielgruppe effektiv unterstützt.

 

Voice & Tone-Leitfaden

Abbildung 4: So könnte ein Voice & Tone-Leitfaden aussehen.

8. Dynamik meistern mit Anpassungsfähigkeit

Digitale Plattformen und Nutzerbedürfnisse wandeln sich ständig, bedingt durch soziale Umwälzungen, wirtschaftliche Schwankungen, Konkurrenz und individuelle Lebensumstände sowie psychologische Aspekte. Prüfe diese Entwicklungen konsequent und passe dein Tonalitäts- und Stimmprofil in regelmäßigen Abständen den veränderten Erwartungen deiner Nutzerschaft an. 

Durch diese fortwährende Optimierung entwickelst du nicht nur ein tiefgreifendes Verständnis für deine Zielgruppe, sondern positionierst dich auch proaktiv am Markt. Du hörst nicht nur zu, du gestaltest – stets am Puls der Zeit und bereit, auf die subtilsten Veränderungen zu reagieren. Dieses Engagement und diese Aufmerksamkeit führen letztendlich zu höherer Kundenzufriedenheit und stärkerer Kundenbindung an die Marke, was den langfristigen Erfolg und die Relevanz des Unternehmens sichert.

9. Zielgruppenspezifisches User Testing

Während die Festlegung auf eine bestimmte Zielgruppe und die Definition von Personas den Grundstein legen, bilden die sorgfältige Ausarbeitung von Tone & Voice und die zielgerichtete Ansprache deiner Zielgruppe die logischen Bausteine für eine erfolgreiche Nutzerinteraktion. Doch um sicherzustellen, dass die theoretischen Überlegungen und kreativen Ausgestaltungen auch in der Praxis den Turm zusammenhalten, ist zielgruppenspezifisches User Testing wichtig. Es ist der Mörtel und der Kit zwischen Theorie und Praxis, zwischen Planung und Nutzererfahrung. 

Text ist ein zentrales Element der User Experience und bildet eine untrennbare Einheit mit dem Design. Viele Unternehmen geben fatalerweise dem Design den Vorrang und greifen bei User Tests auf Platzhaltertexte wie „Lorem Ipsum“ zurück, was das gesamte Produkterlebnis gefährden kann. Text und Design hängen eng zusammen und müssen als Gesamtpaket sorgfältig getestet werden.

Usertests bieten einen direkten Einblick in die Wirksamkeit deiner Inhalte. Es ist eine Methode, mit der du sicherstellen kannst, dass deine Kommunikation wie beabsichtigt funktioniert, und mit der du beurteilen kannst, ob die Texte bei deiner Zielgruppe ankommen. Sind deine Botschaften klar und verständlich? Rufen sie die gewünschten Emotionen und Handlungen hervor? 

Es kann nicht genug betont werden, wie wichtig es ist, deine Testgruppe mit deiner tatsächlichen Zielgruppe abzugleichen. Das ist der Dreh- und Angelpunkt deiner gesamten Kommunikationsstrategie. 

Jede signifikante Abweichung von deiner eigentlichen Zielgruppe beim Testen kann all deine vorherigen Bemühungen zunichte machen. Die richtige Zielgruppe anzusprechen ist also nicht optional, sondern zwingend erforderlich. Stell sicher, dass deine strategischen Überlegungen nicht nur gut gemeint sind, sondern auch gut umgesetzt werden und die gewünschte Wirkung in der realen Welt erzielen.

10. Testen, Prüfen, Perfektionieren: Der fortwährende Dialog im User Testing

User Testing ist kein sporadischer Checkpoint, sondern ein fortlaufender Prozess, ein beständiger Austausch, der niemals enden sollte. Es ist ein pulsierender Dialog, der stets offen und auf Empfang steht, um die Nutzererfahrung kontinuierlich zu verfeinern und zu optimieren.

Die Entscheidung für User Testing und den permanenten Dialog mit deiner Zielgruppe  ist daher eine Investition in die Zukunft. Sie führt zu Texten, die nicht nur in der Theorie überzeugen, sondern auch in der Praxis ihre Wirkung nicht verfehlen. Sie schafft ein Nutzererlebnis, das nicht nur zufrieden stellt, sondern begeistert. Und sie stärkt die Nutzerbindung an deine Marke, indem sie zeigt, dass ihre Meinung geschätzt wird und aktiv in die Weiterentwicklung von Produkten und Dienstleistungen einfließt: „Eure Meinung ist uns wertvoll. Ihr seid ein entscheidender Teil unserer Reise und eure Rückmeldungen sind der Kompass, der uns leitet.“

Damit schliesst sich der Kreis: Das Herzstück einer jeden erfolgreichen Unternehmensstrategie bildet die akribische und empathische Auseinandersetzung mit den eigenen Usern. Echter Erfolg entsteht nicht aus reinem Enthusiasmus für das eigene Produkt, sondern aus der tiefen Verbindung und dem Verständnis für diejenigen, die es nutzen.