Inhaltsverzeichnis zu Leitfaden zum Identifizieren geeigneter UX-Methoden
Die 4 Kriterien und Kernfragen zum Identifizieren geeigneter UX-Methoden
- Phase im Produktentwicklungsprozess
- Fragestellung
- Ziele & Projektergebnis
- Qualitative vs. quantitative UX-Methoden
Die gängigsten UX-Methoden – Kurz und bündig
- Tiefeninterviews
- Fokusgruppen
- Online-Umfragen
- Tagebuchstudien
- Feldstudien
- Card Sorting
- Experten-Review
- Labor-Usability-Test
- (Online) Benutzertest
- Eye-Tracking im Labor
- Virtuelles Eye-Tracking
- A/B-Testing
UX-Methoden gegliedert nach Phase im Produktentwicklungsprozess
Zusammenfassung der wichtigsten Schritte zur Methodenauswahl
Einleitung
Dieser Leitfaden bietet dir eine kompakte Orientierungshilfe, um die grundsätzliche Eignung von UX-Methoden für dein Research-Projekt schnell einschätzen zu können. In komprimierter Form findest du im Leitfaden eine Kurzbeschreibung der gängigsten UX-Methoden, die die jeweils typischen Einsatzbereiche, Besonderheiten, Stärken und Schwächen auf den Punkt bringt.
Des Weiteren lernst du die 4 zentralen Auswahlkriterien und Kernfragen kennen, mithilfe derer du schnell und einfach erkennst, welche UX-Methoden in welcher Phase des Produktentwicklungsprozesses geeignet sind und welche Art Ergebnisse du generieren kannst.
Zusätzlich zu diesem Leitfaden erhältst du als Boni:
- ein druckbares Schaubild, das die unterschiedlichen Phasen im Produktentwicklungsprozess inkl. der 4 Kriterien zum Identifizieren geeigneter UX-Methoden darstellt
- ein druckbares UX-Methoden-Spreadsheet, das die typischen Einsatzbereiche sowie Stärken und Schwächen der jeweiligen Methoden übersichtlich zusammenfasst
Viel Spaß beim Lesen!
Die 4 Kriterien und Kernfragen zum Identifizieren geeigneter UX-Methoden
Welche Research-Methoden sind wohl am besten geeignet, um maximal nutzbare Insights im Rahmen des UX-Projekts zu generieren? Eine gute und scheinbar auch schwierige Fra- ge. Im Wesentlichen basiert das Identifizieren von geeigneten UX-Methoden auf 4 simplen Kriterien und aufeinander aufbauenden Kernfragen:
Die 4 wichtigsten Kriterien und Kernfragen
- Phase im Produktentwicklungsprozess – Wo stehe ich derzeit?
- Fragestellung – Was möchte ich herausfinden?
- Ziele & Projektergebnis – Welche Art und Tiefe an Erkenntnissen benötige ich?
- Qualitativ vs. Quantitativ – Welche Methoden liefern die besten Insights?
Phase im Produktentwicklungsprozess
Das erste zentrale Kriterium ist die Phase im Produktentwicklungsprozess, in der du dich derzeit befindest – denn nicht jede Research-Methode ist für jede Phase geeignet. Frage dich daher ganz zu Beginn: „Wo stehe ich derzeit?“ Befindest du dich in der Ideen-, Konzeptions- oder Design-Phase für die Neuentwicklung eines digitalen Produkts? Oder befindest du dich im laufenden Betrieb eines bereits gelaunchten Produkts und möchtest es optimieren?
Die 4 Phasen des Produktentwicklungsprozesses
Fragestellung
Nachdem du dir die aktuelle Phase im Produktentwicklungsprozess bewusst gemacht hast, leitet sich daraus die zweite Kernfrage ab: Was genau möchte ich herausfinden? Gehen wir mal davon aus, dass du bezüglich deines Produkts bereits eine Reihe an Hypothesen über Nutzerbedürfnisse oder die Usability hast. Diese Hypothesen führen letztendlich zu den konkreten Fragestellungen.
Beispielhafte Fragestellungen je Phase der Produktentwicklung:
Idee / Analyse | Konzeption | Design | Laufender Betrieb |
---|---|---|---|
Welches Marktpotenzial hat unsere Produktidee? | Welche Konzeptvariante kommt bei Nutzern an? | Wie stelle ich ein erfolgreiches Redesign sicher? | Wie optimiere ich meine KPIs systematisch? |
Welche Anforderungen haben unsere Nutzer generell? | Welche Features werden den grössten Impact haben? | Welches Design kommt bei den Nutzern besser an? | Was sind die Ursachen für Kaufabbrüche? |
Welche Use-Cases muss mein MVP abdecken? | Wie priorisiere ich Produktideen sinnvoll? | Wie komme ich zu einem nutzbarem Styleguide? | Wo stehen wir im Vergleich zum Wettbewerb? |
Merke: Je konkreter deine hypothesengetriebenen Fragestellungen definiert sind, umso besser lassen sich anschließend geeignete UX-Methoden für dein Projekt zuordnen.
Ziele & Projektergebnis
Was genau möchtest du mit dem Research-Projekt bzw. generell in der Produktentwicklung erreichen? Möchtest du die Nutzerbedürfnisse besser verstehen und für ein gemeinsames Verständnis Personas entwickeln? Oder das Marktpotenzial eines neuen Produkts oder einer neuen Geschäftsidee untersuchen, um Innovationsrisiken zu minimieren? Möchtest du erfahren, wie du die Stärken deiner relevanten Wettbewerber zu deinem Vorteil nutzen kannst?
Die Möglichkeiten sind vielfältig. Mache dir bewusst, wohin der Weg dich führen soll.
Qualitative vs. quantitative UX-Methoden
Mit hypothesengetriebenen, konkreten Fragestellungen, die sich an deinen Zielen und deiner aktuellen Phase im Produktentwicklungsprozess orientieren, bist du schon fast so weit, mit der Eignungseinschätzung von UX-Methoden für dein Projekt zu beginnen. Doch zunächst gehen wir noch darauf ein, warum und wie zwischen qualitativen und quantitativen Methoden unterschieden wird.
In erster Linie unterscheiden sich qualitative und quantitative UX-Methoden in der jeweiligen Beobachtungsmethodik, der Art und dem Umfang der Einflussnahme durch User Researcher sowie der Art der generierten Erkenntnisse und Ergebnisse.
Hinzu kommen einige UX-Methoden, die man als hybrid bezeichnen kann, da sie sowohl qualitative als auch quantitative Eigenschaften haben. Je nach Fragestellung lassen sich qualitative und quantitative Methoden auch bedarfsgerecht kombinieren, um beispielweise gewonnene Erkenntnisse über das Verhalten von Nutzern (qualitativ) mit belastbaren Zahlen und Daten zu validieren (quantitativ).
Die Charakteristiken von qualitativen & quantitativen UX-Methoden im direkten Vergleich:
Qualitativ | Quantitativ | |
---|---|---|
Größe der Stichproben | Eher kleine Stichproben (ca. 10–50 Teilnehmer) | Größere Stichproben für statistisch belastbare Ergebnisse (ab 50 Teilnehmer aufwärts) |
Art der Beobachtung | Direkte Beobachtung der Verhaltensweisen durch einen UX-Researcher | Indirekte Beobachtung durch Datenerfassungs- und Analyse-Tools |
Direkte Einflussnahme durch UX-Researcher | UX-Researcher kann dem Nutzer jederzeit Fragen während der Anwendung der Methode stellen | UX-Researcher kann dem Nutzer keine Fragen während der Anwendung der Methode stellen |
Art der Erkenntnisse | Das „Warum“ wird beant- wortet, d. h. die Gründe für das Verhalten, das zu einer bestimmten Wirkung führt | Das „Was / Wie viel / Wie oft / Wie sehr / Wie stark“ wird beantwortet, d. h. die Wirkungsbereiche und der Wirkungsgrad |
Art der Ergebnisse | Verhaltensanalyse (Bedürfnisse, Motivatoren, Bedenken, Probleme etc.) | Harte Zahlen und Daten |
Datenanalyse | Nicht mathematisch | Mathematische Analysen |
UX-Methoden | Tiefeninterviews Fokusgruppen Feldstudien Experten-Review Labor-Usability-Test | Online-Umfragen Virtuelles Eye-Tracking A/B-Testing Klick-Tracking & -Analyse |
Hybrid | |
---|---|
Hybrid-Methoden | Online/Crowd-Usability-Test Card Sorting Tagebuchstudien |
Die gängigsten UX-Methoden – Kurz und bündig
Tiefeninterviews
Mithilfe von Tiefeninterviews werden in Einzelgesprächen mit Teilnehmern der Zielgruppe zentrale Bedürfnisse, Motivatoren und Bedenken der Nutzer aufgedeckt, woraus sich wiederum der Mehrwert des Produkts/des Tools sowie die Anforderungen an die Konzeption und das Design ableiten lassen.
Typ | Qualitativ |
---|---|
Einsatzbereiche | Nutzer kennenlernen / verstehen / beschreiben. Erstellung von Personas und Customer Journey Maps. Definition von Use-Cases, Szenarien, Touchpoint-Definition, MVP- Anforderungen, Marktpotenzial beurteilen. |
Besonderheit | Persönlich, telefonisch und per Video-Call möglich. |
Stärken | Durch gezieltes Nachfragen kann ein tiefes Verständnis der Person, ihrer Motive, Probleme und Herausforderungen gewonnen werden. |
Schwächen | Hohe Anforderungen an die Interview- Fähigkeiten des UX-Researchers. Keine Validität aufgrund geringer Interviewanzahl (zusätzliche statistische Validierung erforderlich). |
Fokusgruppen
Bei Fokusgruppen handelt es sich um moderierte Diskussionen mit bis zu 10 Teilnehmern, die darauf abzielen, ein differenziertes Meinungsbild der Nutzer zu einem Sachverhalt zu erhalten. Um die Ergebnisse besser auswerten zu können, werden die Diskussionen mit einer Videokamera aufgezeichnet und/oder von einem Protokollanten begleitet.
Typ | Qualitativ |
---|---|
Einsatzbereiche | Nutzer kennenlernen / verstehen / beschreiben. Erstellung von Personas und Customer Journey Maps. Definition von Use-Cases, Szenarien, Customer Journey, Touchpoint-Definition, MVP- Anforderungen. Marktpotenzial beurteilen. |
Besonderheit | Besonders geeignet für Studien in der frühen Idee/Analyse-Phase, um Insights über Anforderungen an das Produkt zu gewinnen. |
Stärken | Nutzt Gruppendynamik, um kreativ neue Perspektiven, Meinungsbilder und Ideen zu generieren. |
Schwächen | Einzelne Meinungen können in der Gruppe untergehen, Gruppe zieht in Richtung der Meinungsführer. |
Online-Umfragen
Bei Online-Umfragen füllen die Teilnehmer einen individuell abgestimmten Fragebogen online aus. Online-Umfragen eignen sich z. B., um qualitative Studienergebnisse zu quantifizieren und zu validieren. Die erhobenen statistischen Daten ermöglichen eine präzise Beschreibung sowie Vergleiche der Zielgruppen anhand von Mittelwerten, Anteilen, Korrelationen etc. Unterschiede zwischen Gruppen können auf statistische Signifikanz getestet werden.
Typ | Quantitativ |
---|---|
Einsatzbereiche | Hypothesen validieren, Werbewirkung testen. |
Besonderheit | Ortsunabhängige und geräteübergreifende (Desktop & Mobil) Durchführung möglich, sofortige Verfügbarkeit der Daten, vielfältige Analysemöglichkeiten. |
Stärken | Liefert statistisch belastbare Ergebnisse, explorative Analyse möglich, Erkenntnisse über Teilgruppen, relativ schnelle Ergebnisse. |
Schwächen | Nicht bzw. weniger geeignet zum Generieren von Hypothesen. |
Tagebuchstudien
Tagebuchstudien sind Langzeitstudien, in denen die Teilnehmer kontinuierlich in Alltagssituationen ihre Gedanken, Meinungen, Einstellungen und Bedürfnisse zur Nutzung eines Produkts schriftlich festhalten. Diese Studien bieten die Möglichkeit, im zeitlichen Verlauf auch Veränderungen im Nutzungsverhalten zu erfassen.
Typ | Hybrid |
---|---|
Einsatzbereiche | Langfristige Nutzung und Optimierungspotenziale eines Produkts erfassen. |
Besonderheit | Veränderungen des Nutzungsverhalten im zeitlichen Verlauf können erfasst werden. |
Stärken | Informationen zu Nutzungsgewohnheiten sowie Veränderungen in der Nutzung erfassen. |
Schwächen | Dauert verhältnismäßig lange, hoher Aufwand. |
Feldstudien
In einer Feldstudie beobachtet der UX-Researcher direkt, wie Nutzer und Kunden das Produkt unter realen Rahmenbedingungen suchen, ausprobieren, kaufen und verwenden. Feldstudien bieten u. a. die Möglichkeit, unentdeckte Innovationspotenziale aufzuspüren und sich so entscheidende Wettbewerbsvorteile zu verschaffen.
Typ | Qualitativ |
---|---|
Einsatzbereiche | Testen und Beurteilen von physikalischen Produkten zur Optimierung der User Experience. |
Besonderheit | Suchen, Nutzen und Kaufen eines physikalischen Produkts z. B. im Ladengeschäft. |
Stärken | Echte, authentische User Experience kann erfasst werden. |
Schwächen | Bei verdeckten Beobachtungen können Probanden sich beobachtet fühlen und sich anders verhalten. |
Card Sorting
Card Sorting eignet sich für die Neukonzeption und Optimierung von Navigationsstrukturen, um die schnelle Auffindbarkeit relevanter Inhalte von Onlineshops, Websites, Apps und Software zu gewährleisten. Hierbei werden von Probanden die Bezeichnungen der Navigationspunkte optimiert, zusammengehörende Punkte gruppiert und die oberste Navigationskategorie definiert. Das Ergebnis ist eine aus Sicht der Nutzer verständliche Navigationsstruktur zur Verbesserung der User Experience.
Typ | Hybrid |
---|---|
Einsatzbereiche | Nutzerfreundliche Navigation für Websites, Onlineshops, Apps und Software entwickeln. |
Besonderheit | Bildet das mentale Kategorie- und Begriffssystem der Nutzer ab. |
Stärken | Kombination aus qualitativen und quantitativen Daten möglich. Nur wenige Probanden erforderlich. |
Schwächen | Beim Card Sorting ohne Software ist die Dokumentation und Auswertung der Ergebnisse sehr aufwändig. Beim Online Card Sorting ist die Auswertung einfacher, jedoch gibt es keine Möglichkeit, das Verhalten der Teilnehmer zu beobachten oder Verständnisfragen zu klären. |
Experten-Review
In einem Experten-Review analysieren Usability-Experten Webseiten und Apps anhand etablierter Usability- und Design-Prinzipien, um Schwachstellen und Optimierungspotenziale zu identifizieren. Der Usability-Experte liefert basierend auf seinem Know-how konkrete Lösungsvorschläge zur Optimierung oder Neuentwicklung des Produkts.
Typ | Qualitativ |
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Einsatzbereiche | „Wenn Usability-Tests nicht möglich sind. Geeignet für komplexere User Interfaces.“ |
Besonderheit | Umfassende Analysen zu sämtlichen relevanten Conversion-Faktoren wie Design, Inhalte, Usability etc. |
Stärken | Kombiniert die Use-Case-getriebene Nutzung des Interface mit der Erfahrung und dem Know-how von UX-Experten. |
Schwächen | Kein „echtes“ Nutzerfeedback. Einige Usability-Probleme werden nur von echten Nutzern gefunden, daher ist eine Kombination mit einem Usability-Test mit Probanden empfehlenswert. |
Labor-Usability-Test
Bei einem Labor-Usability-Test decken UX-Researcher durch direkte Beobachtung und Befragung der Nutzer Usability-Probleme auf. Über einen Beobachtungsraum kann der Auftraggeber den Test mitverfolgen. Kombiniert mit Eye-Tracking erfährt man darüber hinaus, welche Bereiche von Webseiten oder Apps die meiste Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Typ | Qualitativ |
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Einsatzbereiche | Testen von Interfaces, Produkten, Prototypen, Designs. |
Besonderheit | Gut mit Eye-Tracking kombinierbar. |
Stärken | Holistische Beobachtung der Nutzer und ihres Verhaltens. Probleme der Nutzer werden durch gezieltes Nachfragen besser verstanden. |
Schwächen | Künstliche Nutzungsumgebung, in der die Nutzer sich möglicherweise anders bzw. angepasst verhalten. |
(Online) Benutzertest
Bei einem Benutzertest testen die Teilnehmer Onlineshops, Websites, Apps etc. direkt von zu Hause in ihrer natürlichen Umgebung. Dabei werden der Bildschirm und die Stimme der laut denkenden Nutzer über ein Tool aufgenommen, um Schwachstellen und Optimierungspotenziale in der User Experience aufzudecken.
Typ | Hybrid |
---|---|
Einsatzbereiche | Testen von Prototypen und User Interfaces (Webseiten und Apps). |
Besonderheit | „Bis zu 90 % preiswerter als traditionelle Labor-Usability-Tests bei gleichen Ergebnissen.“ |
Stärken | Natürliche Nutzungsumgebung. Aufzeichnung sind jederzeit online abrufbar für wiederholte Beobachtung. Höhere Stichproben möglich. |
Schwächen | Im Vergleich zum Labor-Usability-Test ist während der Durchführung des Online-Usability-Tests keine Einflussnahme bzw. kein direktes Nachfragen durch UX-Researcher möglich. |
Eye-Tracking im Labor
Beim Eye-Tracking im Labor wird die Blickbewegung der Nutzer gemessen, um zu erfahren, ob relevante Botschaften und Interaktionselemente von den Nutzern wahrgenommen werden bzw. welche unwichtigen Elemente von den wichtigen ablenken. Eye-Tracking wird oftmals mit einem klassischen Labor-Usability-Test kombiniert.
Typ | Qualitativ |
---|---|
Einsatzbereiche | Zur Klärung, welche Elemente im Interface gesehen werden und die meiste Aufmerksamkeit erhalten. |
Besonderheit | Zeigt, ob wichtige Elemente ausreichend wahrgenommen werden. |
Stärken | Detailreiche Analyse des Blickverlaufs und des Verhaltens möglich. |
Schwächen | Eye-Tracking alleine ermöglicht keine Rückschlüsse darüber, WARUM ein Proband ein Element auf dem Bildschirm gesehen hat bzw. nicht gesehen hat. Die Auswertung der Ergebnisse ist sehr aufwändig. |
Virtuelles Eye-Tracking
Im Gegensatz zum deutlich komplexeren Labor-Eye-Tracking werden die Ergebnisse beim virtuellen Eye-Tracking durch moderne Software-Tools simuliert. Die nach wenigen Sekunden vorliegenden Ergebnisse entsprechen einer Genauigkeit von über 90 Prozent im Vergleich zum Labor-Eye-Tracking und stellen daher eine kostengünstige Alternative dar.
Typ | Quantitativ |
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Einsatzbereiche | Landing-Page und Startseiten-Tests. |
Besonderheit | Spiegelt die visuelle Wahrnehmung und Aufmerksamkeit während der ersten Sekunden wider. |
Stärken | Ergebnisse entsprechen einer Labor-Eye-Tracking-Studie. Günstiger als Eye-Tracking im Labor. |
Schwächen | Die Ergebnisse vom virtuellen Eye-Tracking sind nur bei Landing-Pages und Startseiten aussagekräftig. Das Scroll-Verhalten und den darauf aufbauenden Blickverlauf zu analysieren ist eher schwierig. |
A/B-Testing
Beim A/B-Testing, auch Split-Testing genannt, werden 2 oder mehr unterschiedliche Varianten einer Webseite oder eines Tools gegeneinander getestet, um die Variante mit der besseren Performance zu identifizieren. Um valide Ergebnisse zu bekommen, ist allerdings sehr viel Traffic bzw. eine entsprechende Größe der Probandengruppe erforderlich.
Typ | Quantitativ |
---|---|
Einsatzbereiche | Conversion-Rate-Optimierung, Testen von Interface-Varianten. |
Besonderheit | Ermöglicht eine Conversion- bzw. Umsatzsteigerung bei gleichbleibendem Traffic. |
Stärken | Erfasst das Verhalten und die Verhaltenspräferenzen der Nutzer quantitativ. Statistisch belastbare Ergebnisse. Lässt sich monetär bewerten. |
Schwächen | „Liefert keine Erkenntnisse, WARUM die Nutzer sich verhalten, wie sie sich verhalten.“ |
UX-Methoden gegliedert nach Phase im Produktentwicklungsprozess
Schaubild der UX-Methoden
Nachdem du nun einen guten Überblick über die Einsatzbereiche sowie die Stärken und Schwächen der gängigsten UX-Methoden hast, siehst du im folgenden Schaubild die unterschiedlichen UX-Methoden, gegliedert nach der Eignung je Phase im Produktentwicklungsprozess.
Zusammenfassung der wichtigsten Schritte zur Methodenauswahl
Schauen wir uns abschließend nochmal die 4 zentralen Kriterien und Kernfragen an, mithilfe derer du im Rahmen deines Projekts geeignete UX-Methoden identifizieren kannst.
- Phase im Produktentwicklungsprozess – Wo stehe ich derzeit?
Mache dir bewusst, in welcher Phase du gerade bist. Entsprechend der Phase hast du bereits eine erste Eingrenzung von UX-Methoden, die in Frage kommen. - Fragestellung – Was möchte ich herausfinden?
Definiere deine hypothesengetriebenen Fragestellungen so konkret wie möglich, um geeignete UX-Methoden für dein Projekt weiter einzugrenzen. - Ziele & Projektergebnis – Welche Art & Tiefe an Erkenntnissen benötige ich?
Mache dir bewusst, was genau du mit dem Research-Projekt bzw. mit der Produktentwicklung erreichen möchtest. - Qualitativ vs. Quantitativ – Welche Methoden liefern die besten Insights?
Prüfe in der Methodenübersicht, mit welcher Beobachtungsmethodik, mit welcher Art und mit welchem Umfang der Einflussnahme durch UX-Researcher du welche Insights generieren kannst.
Natürlich gehört auch etwas Praxiserfahrung dazu, um schnell und zuverlässig die passenden Methoden für dein UX-Projekt auszuwählen. Doch auch mit weniger Erfahrung wird dir das Prüfen dieser 4 Kriterien und Kernfragen die Auswahl von geeigneten UX-Methoden im Projektalltag deutlich erleichtern.