Bei TestingTime ist die Implementation und das tägliche Leben von UX im Unternehmen ein wichtiges Thema. Ergänzend zu unserer Einführung zur Förderung der UX Kultur in deiner Firma, haben wir zwei Interviews mit UX Experten durchgeführt.

Im folgenden Beitrag findest du das Gespräch mit Thomas Petrig, einem ehemaligen UX Berater von Swisscom und derzeitigen Mitarbeiter bei Creaholic. Das zweite Interview zum Thema führten wir mit Thomas Fortmann von Zalando.

1. Wer bist du?

Mein Name ist Thomas Petrig, ich lebe in Zürich und bin eine sehr Design interessierte Person. Ich mag schöne, ästhetisch gestaltete Themen. Der Bereich spielt dabei gar nicht so eine Rolle. Wenn etwas gut gestaltet ist, fasziniert mich das.

2. Wo arbeitest du?

Früher war ich in-house Berater bei der Swisscom. Ein Teil dieser Abteilung wurde nun ausgelagert. Seit Neuem bin ich externer Berater bei Creaholic. Ich bin Human Centered Design Experte, Design Thinking Consultant und berate externe Unternehmen wie die Swisscom auf Methodenebene und unterstütze sie im gesamten Gestaltungsprozess.

3. Was ist dein Job Titel?

Human Centered Design Consultant

4. Was gehört zu deinen häufigsten Aufgaben

Es gibt zwei Hauptbereiche in denen ich tätig bin: Co-Creation und Beratung. Bei der Co-Creation sind wir direkt im Entwicklungsprozess dabei. Als Experte für Human Centered Design wo wir methodisch unterstützen, je nachdem wo sich das Projekt soeben befindet. Also zum Beispiel am Anfang bei der Ideenfindung oder aber in der Zwischenphase, wo wir dann auch immer wieder mit Endkunden in Kontakt kommen und testen. So, dass am Ende ein Projekt entwickelt wird, welches Relevanz hat und einen Link zur Zielgruppe hat. Als Berater auf der anderen Seite können die Aufgaben sehr punktuell sein. Wenn jemand zum Beispiel „Challenging“ braucht, wird ein Workshop von uns gestaltet, wo ein kreativer Output gewünscht wird. Aber auch strategische Themen sind relevant, wo es dann um die Verarbeitung einer Story geht. Hier wird dann Design als Zusatz, nebst Business und wirtschaftlichen Themen, eingebracht.

5. Was bedeutet UX für dich

UX ist so ein Unwort. Ich glaube, es wird sehr unterschiedlich verstanden. In meinem Verständnis ist User Experience etwas, dass sehr viel weiter geht wie ein schönes UI Design. Es geht um das Gesamterlebnis eines Kunden, welcher er in der Anwendung eines Produktes oder einer Dienstleistung hat. Also wo eine end-to-end Experience gestaltet wird, von Produkt über Vermarktung zu Support, etc. Wo halt wirklich gesamtheitlich gestaltet wird. Das ist für mich UX.

6. Wo wird UX bei euch in der Unternehmung gelebt

Das ist sehr unterschiedlich und je nach Abteilung. Bei Creaholic würde ich sagen wird UX überall gelebt, ja. Wenn ich von meinen Erfahrungen aus der Swisscom erzähle, kommt es darauf an in welcher Abteilung, mittlerweile aber auch schon an mehr Orten. Dies merkt man zum Beispiel daran, dass man übergreifend von Begriffen wie Kundenerlebnis spricht. Dies hat sich etabliert. Sicher im Produktentwicklungs-Bereich. Dort kennt man dies und man weiss, dass es wichtig ist. Wenn man Ressourcen beantragt, wird bereits schon gefragt einen KEK zu präsentieren. Also eine Kundenerlebniskette, wie man dies bei der Swisscom nennt. Und dort wird so eine end-to-end Kunden-Experience in vielen Bereichen schon vorausgesetzt.

7. Ist UX bei euch in der Strategie erwähnt

Ja, doch. Also sicher gibt es diese ganz klassischen Strategen bei der Swisscom. Welche immer noch sehr streng nach Trends und Opportunities und Marktgrössen Potential erarbeiten und so auch Strategien aufsetzen. Aber man hat auch mit dem Thema “Stories” angefangen. Wo man aktiv Stories entwickelt und so versucht die Kundensicht mit rein zu bringen. Und auf Grund von diesen Stories dann auch versucht Produkte und Services zu entwickeln. Also, dass man da nicht blind Business Opportunities folgt sondern auch eine gewisse Relevanz für eine Anspruchsgruppe hat. Ich würde sagen, wir sind auf einem guten Weg.

8. Wie läuft die Vergabe von Projekten ab? Wie frei bist du in der Umsetzung

Hier ist alles im Wandel. Es gibt natürlich noch diese traditionellen Projekte – so „throw over the wall“ Projekte. Wo irgend jemand Business Requirements definiert, danach geht es in die Umsetzung und danach wird es vermarktet. Also nach dem Wasserfallprinzip quasi. Dort ist es natürlich schwieriger etwas beizutragen. Dort hat jede Person seine Funktion und trägt sein kleinen Teil zum Gesamten bei. Dort hast du nahezu keine Chance etwas aktiv mitzugestalten. Die Hoheit liegt bei einer dedizierten Gruppe. Aber wir haben natürlich auch schon vermehrt agile Vorhaben, die mehr in Scrums organisiert sind und auch so arbeiten. Dort kannst du gut etwas beeinflussen. Da gibt es also noch beide Welten und ist ein Wandel, der auch noch etwas dauern wird.

9. Bist du zufrieden mit dem Stellenwert von UX in deiner Unternehmung

Bei der Swisscom ja. Speziell, wenn man es mit anderen Unternehmen vergleicht. Jetzt wo ich auch externe Mandate kriege und quasi merke, dass jene noch an einem ganz anderen Punkt sind, fällt es mir noch mehr auf. Ich würde fast sagen es gibt Unternehmen die so 5-6 Jahre zurück liegen – oder noch mehr. Also wirklich noch ganz am Anfang stehen. Wenn man es so vergleicht, bin echt sehr zufrieden, wie dies bei der Swisscom ist.

10. Wie könnte UX bei euch noch mehr gelebt werden

Jeder sollte die Möglichkeit haben in seiner Arbeit einen Einfluss zu haben. Diese Wasserfall Silo Arbeitsweisen also nicht leben müssen. Jeder sollte die Freiheit bekommen so zu arbeiten, dass er Einfluss nehmen kann.

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