Inhaltsverzeichnis
1. Worum geht es?
2. Grundlagen
3. Die Bedeutung des Genderns
4. Aktuelle Trends zum Gendern im UX-Design
5. Vier Tipps für eine ausgewogene Herangehensweise
6. Gendern in der UX-Arbeit: Drei praktische Wege zur Priorisierung
7. Schlusswort
1. Worum geht es?
Immer mehr Menschen achten auf geschlechtergerechte Sprache und eine inklusive Kommunikation. Auch im Bereich des UX-Designs gewinnt das Thema Gendern zunehmend an Bedeutung. Die Art und Weise, wie angesprochen wird, kann einen erheblichen Einfluss auf ihre Nutzererfahrung haben. Dies hat zu einer Fülle von Trends und Diskussionen geführt, die die Gestaltung von Nutzer-Erlebnissen beeinflussen. Während viele diese Entwicklung begrüssen, gibt es auch kritische Stimmen, die auf mögliche negative Auswirkungen hinweisen.
Das zeigt auch eine repräsentative Umfrage von infratest dimap im Auftrag des WDR. 66% der Menschen in Deutschland ist das Thema Gendern nicht so wichtig. Und in der Schweiz sieht es ähnlich aus. An der Umfrage zu Sprache, Geschlecht und Diskussionskultur, die am 28. und 29. März 2023 von 20 Minuten und Tamedia in Zusammenarbeit mit LeeWas durchgeführt wurde, nahmen insgesamt 30’754 Personen aus der gesamten Schweiz teil. Das Resultat: 76% ist die gendergerechte Sprache eher nicht oder nicht wichtig.
Quelle: Tamedia
Interessanterweise habe ich bei Gesprächen mit Mitgliedern der LGBTQIA+ Community festgestellt, dass innerhalb dieser Gruppe unterschiedliche Meinungen und Unstimmigkeiten zu finden sind. Diese Vielfalt unterstreicht die Komplexität und die Herausforderungen, die mit dem Gendern im UX-Design einhergehen.
Bevor ich die aktuellen Trends im UX Design vorstelle und einen kritischen Blick darauf werfe, ist es wichtig, die Grundlagen zum Thema Geschlecht zu kennen.
2. Grundlagen
Um das Konzept des non-binären Geschlechts zu verstehen, ist es entscheidend, die verschiedenen Facetten von Geschlecht zu kennen und voneinander unterscheiden zu können.
Die meisten Menschen betrachten Geschlecht als etwas äusserst Simples, entweder als „weiblich“ oder „männlich“, ohne weitere Nuancen. Dabei wird häufig die Vielfalt der Geschlechterdimensionen vernachlässigt. Diese Vermischung der verschiedenen Aspekte des Geschlechts erschwert jedoch ein wirkliches Verständnis für ein non-binäres Geschlecht.
Es gibt einige wichtige Punkte, die die Grundlagen betreffen:
2.1 Unterteilung des Geschlechts in fünf Dimensionen
- Körper
- Identität
- Ausdruck
- Sexualität
- Rolle
Es gibt noch weitere Teilaspekte, aber diese fünf sind die wesentlichen. Jede Dimension kann sowohl normative als auch expansive Ausprägungen haben (zum Beispiel cisgender vs. transgender). Der Geschlechter-Radar mit normativen und expansiven Ausprägungen hilft dir, die verschiedenen Facetten, des LGBTQIA+ /Spektrums besser auseinanderzuhalten.
Geschlechter-Radar mit normativen und expansiven Ausprägungen. Quelle: geschlechter-radar.org.
2.2 Unterscheidung der Dimensionen, um non-binäred Geschlecht zu verstehen
Die einzelnen Dimensionen sind unabhängig voneinander, können sich jedoch auch überschneiden (zum Beispiel kann eine Person intergeschlechtlich und non-binär sein) und sich somit gegenseitig beeinflussen. Es ist wichtig, genau zu überlegen, auf welche Dimension wir uns jeweils beziehen.
2.3 Non-binäre Geschlecht betrifft ausschliesslich die Geschlechtsidentität
Non-binäres Geschlecht ist eine Geschlechtsidentität und dient auch als Oberbegriff für verschiedene Geschlechtsidentitäten. Das Aussehen, der Körperbau oder die sexuelle Orientierung einer non-binären Person haben keinen Einfluss auf ihre Non-Binarität.
3. Die Bedeutung des Genderns
Durch das Gendern soll sichergestellt werden, dass sprachliche Ausdrücke und Strukturen verwendet werden, die alle Geschlechter einschliessen und keine Geschlechterdiskriminierung verursachen. Das ist es, eine inklusive Sprache zu schaffen und zu vermeiden, dass Personen aufgrund ihres Geschlechts ausgeschlossen oder abgewertet werden.
3.1 Das generische Maskulinum
Traditionell wurden generische Maskulinformen verwendet, um Personen zu bezeichnen, was andere Geschlechter ausschliesst oder als weniger wichtig darstellt. Wörter im generischen Maskulinum erwecken jedoch eher männliche Bilder im Kopf, auch bei weiblich besetzten Berufen wie Kosmetiker, Kassierer oder Tänzer.
Das bedeutet, dass Menschen in Experimenten eher an Männer denken. Daher lautet das Fazit aus Studien: Das generische Maskulinum ist nicht generisch und es erzeugt vor allem männliche Vorstellungen.
Es ist wie eine Schablone, die unseren Blick auf die Welt formt. Diese Schablone passt vo rallem auf Männer. Damit ist sie jedoch falsch. Denn sie stellt die Welt anders dar, als sie heute ist. Das ist problematisch, weil es die heutige Vielfalt der Welt nicht richtig darstellt. Was das generische Maskulinum nicht schafft, soll nun das Gendern lösen. Die Schablone im Kopf also erweitern.
3.2 Drei Arten zu gendern
Jetzt kurz zu den Basics: Es gibt nicht DIE eine ART zu gendern. Wir können feminisieren, neutral formulieren oder Gender-Zeichen setzen.
Feminisierung
In Bezug auf das Gendern bezieht sich die Feminisierung auf den Einsatz von sprachlichen Formen oder Ausdrücken, die auf weibliche Geschlechtsidentitäten oder Personen mit weiblichem Geschlecht Bezug nehmen. Es geht darum, die Sichtbarkeit und Gleichstellung von Frauen in der Sprache zu erhöhen und geschlechtsspezifische Benachteiligungen oder Vorurteile zu verringern. Achtung: Menschen mit non-binärem Geschlecht werden in diesem Fall nicht berücksichtigt!
Ein paar Beispiele, wie die Feminisierung funktioniert:
- Lehrerinnen und Lehrer
- LehrerInnen
- Lehrer/-innen
Neutralisierung
Die Neutralisierung beinhaltet den Verzicht auf die Verwendung von geschlechtsspezifischen Substantiven, Pronomen oder Adjektiven. Stattdessen werden geschlechtsneutrale Begriffe bevorzugt, die Personen aller Geschlechter einschliessen.
Geschlechtsneutralen Bezeichnungen sind zum Beispiel:
- Studierende
- Lehrperson oder Lehrkraft
- Design-Profi
- Mensch in der Politik
Die geschlechterneutrale Sprache ändert diese geschlechtsspezifische Verwendung und schafft eine inklusivere Sprache. Das kann durch geschlechtsneutrale oder Geschlechter umfassende Begriffe erreicht werden. Das Ziel ist es, alle Geschlechter gleichermassen sichtbar zu machen und niemanden auszuschliessen oder zu diskriminieren.
Genderzeichen
Um eine geschlechtergerechte Sprache zu fördern, werden in vielen Fällen sogenannte Gender-Sternchen, Unterstrich oder Doppelpunkt verwendet. Dies sind Platzhalter für alle, die sich weder dem weiblichen oder dem männlichen Geschlecht zuordnen.
Ein Beispiel dafür:
- Lehrer*innen
- Lehrer_innen
- Lehrer:innen
Durch das Hinzufügen des Genderzeichens wird verdeutlicht, dass Personen jeglichen Geschlechts in der Position des Lehrers vertreten sein können. Die Formulierung „Lehrer:innen“ schliesst sowohl männliche als auch weibliche Lehrkräfte ein und erkennt die Vielfalt der Geschlechteridentitäten an.
4. Aktuelle Trends zum Gendern im UX-Design
Verschiedene Trends haben dazu beigetragen, die Benutzererfahrung inklusiver und diverser zu gestalten. Dazu gehören die Verwendung:
- inklusiver Sprache
- geschlechtsneutrale Formulare
- geschlechtsneutraler Symbole und Icons
- die Personalisierung der Benutzererfahrung
- genderdiverse Bildauswahl
Jeder dieser Trends bringt Vor- und Nachteile mit sich, die bei der Umsetzung und Gestaltung von UX-Designs berücksichtigt werden sollten. Durch diese Trends wird das Ziel verfolgt, eine inklusive und ansprechende Benutzererfahrung für Menschen aller Geschlechter-Identitäten zu schaffen. Zudem ist die Sensibilität für geschlechtsspezifische Unterschiede in der Nutzererfahrung ein wichtiger Aspekt bei der Gestaltung von Produkten, Dienstleistungen und digitalen Plattformen.
Dafür schauen wir uns drei aktuelle Trends an sowie ihre Vor-und Nachteile.
4.1 Genderneutrale Sprache
Ein Trend im UX-Design besteht darin, dass die inklusive Sprache oder genauer gesagt, die Genderneutrale-Sprache verwendet wird. Doch wie schreibt man gender-inklusiv? Und wie spricht man so, dass man alle anspricht? Man könnte es als Technik bezeichnen. Und es erfordert Übung! Das Projekt “Gender Inclusive Language Project” teilt Techniken für das geschriebene und gesprochene Wort.
Hier ein paar Beispiele für eine erfolgreiche Umsetzung.
❌ Benutzer
✅ Diejenigen, die die App nutzen …
✅ Wer die App nutz, …
✅ Bei der Nutzung der App …
❌ Bewerber
✅ Wer sich bewirbt, …
✅ Bei der Bewerbung …
❌ Die Demonstranten
✅ Alle, die hier demonstrieren, …
✅ Bei der Demonstration wurde …
❌ Der Gewinner ist Kim.
✅ Den ersten Platz macht Kim.
✅ Kim hat gewonnen.
❌ Kunden
✅ Wer das Ticket kauft, …
✅ Beim Kauf der Tickets …
❌ Leser
✅ Wer den Artikel liest, …
✅ Beim Lesen des Artikels …
Beispiel des BVGs (Berliner Verkehrsbetriebe)
❌ Schwarzfahrer zahlen 40 €.
✅ Fahren ohne Ticket kommt teuer!
Beispiel von TestingTime
❌ Tester werden
✅ Testperson werden
TestingTime Startseite. Quelle: TestingTime
Vorteile der Verwendung inklusiver Sprache:
Inklusion: Inklusive Sprache zielt darauf ab, alle Menschen anzusprechen und niemanden aufgrund von Geschlecht, Rasse, sexueller Orientierung oder anderen Merkmalen auszuschliessen. Sie fördert ein Gefühl der Zugehörigkeit und Wertschätzung für alle.
Gleichberechtigung: Inklusive Sprache trägt zur Förderung der Gleichberechtigung bei, indem sie sprachliche Barrieren abbaut und die Sichtbarkeit und Anerkennung von unterrepräsentierten Gruppen erhöht. Sie kann helfen, Vorurteile und Stereotypen abzubauen.
Sensibilisierung: Durch die Verwendung inklusiver Sprache wird das Bewusstsein für die Vielfalt und die unterschiedlichen Erfahrungen von Menschen geschärft. Sie fördert eine offene und respektvolle Kommunikation und trägt zur Sensibilisierung für soziale Ungerechtigkeiten bei.
Nachteile der Verwendung inklusiver Sprache:
Sprachliche Komplexität: Inklusive Sprache erfordert oft längere und komplexere Ausdrucksweisen, um verschiedene Gruppen einzuschliessen. Dies kann dazu führen, dass Texte umständlich oder schwer zu lesen sind. Einige Menschen argumentieren, dass dies die Kommunikation unnötig erschwert.
Widerstand und Ablehnung: Es gibt auch Menschen, die sich gegen die Verwendung inklusiver Sprache aussprechen. Einige sehen darin eine übermässige politische Korrektheit oder eine Einschränkung der Meinungsfreiheit. Dies kann zu einer ablehnenden Haltung gegenüber inklusiver Sprache und dem Unternehmen, für das du arbeitest, führen.
Verwirrung und Unklarheit: Die Verwendung inklusiver Sprache kann zu Verwirrung führen, insbesondere wenn neue Begriffe oder Ausdrücke verwendet werden. Es kann schwierig sein, einen Konsens über die geeignete Verwendung bestimmter Formulierungen zu erzielen, und dies kann zu Missverständnissen führen.
4.2 Geschlechtsinklusive Formular- und Eingabefeldgestaltung
Non-binäre Menschen legen bei der Nutzung von IT-Systemen hauptsächlich Wert darauf, dass sie nicht missgendered werden und dass sie ihre individuellen Geschlechtsmerkmale angemessen angeben können, ohne jedoch dazu verpflichtet zu sein. Andere Formen der Diskriminierung umfassen auch das sogenannte Deadnaming und das Outing.
Bevor du also Formulare erstellst, stell dir immer zuerst folgende 4 Fragen:
- Musst du wirklich das Geschlecht wissen?
- Was braucht das System? Geschlecht oder Anrede? Oder vielleicht noch andere Aspekte?
- Wozu wird die Information benötigt?
- Kann die Frage optional gemacht werden?
Wenn du dich zum Beispiel bei TestingTime als Testpersonen anmeldest, musst du dein Geschlecht angeben. Wir erklären mit einem Hilfetext, warum wir diese Informationen brauchen. Auch hier kannst du zwischen weiblich, männlich und self-identified auswählen.
Vorteile einer geschlechtsinklusiven Formular-und Eingabefeldgestaltung:
Inklusion: Geschlechtsinklusive Formulare und Eingabefelder ermöglichen es Personen, unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität, sich angemessen und authentisch darzustellen. Dies fördert die Inklusion von Menschen, die sich ausserhalb der traditionellen binären Geschlechterkategorien identifizieren.
Respekt und Wertschätzung: Durch die Implementierung geschlechtsinklusiver Formulare zeigen Organisationen, dass sie die individuellen Geschlechtsidentitäten ihrer Benutzer:innen respektieren und wertschätzen. Dies trägt zu einem positiven Nutzungserlebnis bei und fördert das Vertrauen und die Bindung zu einer Marke oder einem Unternehmen.
Genauigkeit und Relevanz: Indem verschiedene Geschlechtskategorien in Formularen und Eingabefeldern berücksichtigt werden, können Menschen ihre Geschlechtsidentität präziser und relevanter ausdrücken. Dies ermöglicht eine bessere Personalisierung von Dienstleistungen, Produkten oder Kommunikation, die den individuellen Bedürfnissen und Präferenzen gerecht wird.
Nachteile einer geschlechtsinklusiven Formular- und Eingabefeldgestaltung:
Komplexität und technische Umsetzung: Die Implementierung geschlechtsinklusiver Formulare erfordert häufig technische Anpassungen und möglicherweise eine Überarbeitung bestehender Systeme. Dies kann zu Komplexitäten bei der Entwicklung und Wartung von Software führen.
Unklarheiten und Fehleranfälligkeit: Eine umfangreiche Auswahl an Geschlechtskategorien in Formularen kann zu Verwirrung führen oder die Wahrscheinlichkeit von Eingabefehlern erhöhen. Benutzende könnten unsicher sein, welche Option für sie am besten geeignet ist, oder unbeabsichtigt eine falsche Auswahl treffen.
Akzeptanz und Widerstand: Eine geschlechtsinklusive Formulargestaltung kann auf Widerstand oder Ablehnung von Teilen der Menschen stossen, insbesondere in konservativen oder weniger aufgeklärten Umfeldern. Einige Menschen könnten Schwierigkeiten haben, sich an nicht-binäre oder individuell anpassbare Geschlechtskategorien anzupassen oder könnten diese als unnötig oder übertrieben empfinden.
4.3 Iconografie und visuelle Darstellungen
Um das UX-Design inklusiver zu gestalten, ist die Verwendung von Tieren, Pflanzen, Initialen oder Identicons im Trend. Dies macht Google Drive vor.
Beispiel: Personen, die über einen Link und nicht über eine direkte Einladung auf ein Dokument zugreifen, wird von Google ein anonymes Tier zugewiesen. Neben den üblichen Tieren wie Pinguinen und Ottern gibt es auch ausgestorbene oder mythische Tiere.
Wenn du lernen möchtest, wie man genderinklusive Avatars erstellt, empfehle ich dir die Lektüre: Design Better Avatars.
Vorteile der Verwendung geschlechtsneutraler Icons und visuelle Darstellungen:
Inklusion:
Geschlechtsneutrale Symbole und Icons tragen dazu bei, Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht anzusprechen. Sie helfen, Geschlechterstereotypen zu vermeiden und schaffen eine Umgebung, in der sich alle gleichermassen repräsentiert fühlen.
Sichtbarkeit:
Durch die Verwendung geschlechtsneutraler Symbole und Icons wird die Sichtbarkeit von nicht-binären und geschlechtsdiversen Personen erhöht. Dies trägt dazu bei, ihre Existenz anzuerkennen und ihre Identitäten zu normalisieren.
Barrierefreiheit:
Geschlechtsneutrale Symbole und Icons können die Kommunikation und das Verständnis verbessern, insbesondere für Menschen, die sich nicht mit den traditionellen Geschlechterkategorien identifizieren. Sie schaffen eine inklusive Umgebung, die allen Menschen zugutekommt.
Nachteile der Verwendung geschlechtsneutraler Symbole und Icons:
Verwirrung:
Der Übergang zu geschlechtsneutralen Symbolen und Icons kann anfangs Verwirrung verursachen, insbesondere wenn Menschen nicht mit den neuen Darstellungen vertraut sind. Es kann Zeit und Bildung erfordern, um sich an diese Änderungen anzupassen.
Kulturelle Bedeutung:
Bestimmte Symbole und Icons haben kulturelle Bedeutungen, die mit Geschlechteridentitäten verbunden sind. Die Verwendung geschlechtsneutraler Alternativen kann dazu führen, dass einige Menschen ihre kulturellen Referenzen oder Traditionen nicht ausreichend repräsentiert sehen.
Akzeptanz und Widerstand:
Es gibt Menschen, die gegen die Verwendung geschlechtsneutraler Symbole und Icons sind und dies als eine unnötige Änderung oder Überreaktion betrachten. Dies kann zu Widerstand und Ablehnung führen, primär von Personen, die an traditionellen Geschlechterrollen festhalten möchten.
5. Vier Tipps für eine ausgewogene Herangehensweise
Für eine ausgewogene Herangehensweis beim Gendern im UX-Design und der Förderung geschlechtergerechter Praktiken und Inklusion habe ich ein paar Tipps für dich vorbereitet:
5.1 Forschung und Analyse
Informiere dich über die Bedürfnisse, Präferenzen und Erfahrungen verschiedener Geschlechter. Führe Studien durch und berücksichtige die Vielfalt der Geschlechter-Identitäten und erstelle Personas, die Empathie für alle Geschlechter erzeugen.
5.2 Flexibilität ermöglichen
Biete Optionen an, Präferenzen anzugeben und anzupassen. Lasse beispielsweise die Wahl, wie die Person angesprochen werden möchte, oder die Wahl zwischen geschlechtsneutralen oder geschlechtsspezifischen Formulierungen.
5.3 Feedback einholen
Befrage diese Zielgruppe und beteilige sie aktiv am Gestaltungsprozess. Hole regelmässig Feedback ein, um mögliche Verbesserungen zu identifizieren und sicherzustellen, dass die gewählten Ansätze tatsächlich inklusiv sind. Beim Screening der Testpersonen solltest du generell auf eine gendergerechte Sprache achten.
5.3 Testen und iterieren
Teste und iteriere deine Designs, um sicherzustellen, dass sie tatsächlich die beabsichtigte Wirkung erzielen. Nutze A/B -Tests oder Usability-Tests, um die Effektivität der geschlechtergerechten Praktiken zu überprüfen.
6. Gendern in der UX-Arbeit: Drei praktische Wege zur Priorisierung
Die Priorisierung ist ein wesentlicher Aspekt deiner Vorgehensweise im UX-Bereich. Es kann vorkommen, dass das Thema Gendern in der Praxis vernachlässigt wird. Wenn dir das Thema jedoch wichtig ist, ist es entscheidend, Geschlechtergerechtigkeit und Inklusion in deine UX-Studien einzubeziehen.
Hier sind 3 effektive Möglichkeiten, wie du das Thema in aktuellen Studien einbeziehen und ihm mehr Relevanz verleihen kannst.
6.1 Setze klare Ziele
Lege von Anfang an klare Ziele fest und definiere, dass die Berücksichtigung von Geschlechtergerechtigkeit ein integraler Bestandteil deiner Studie ist. Überlege, welche spezifischen Fragen oder Hypothesen du im Hinblick auf Geschlechterunterschiede untersuchen möchtest. Zum Beispiel könntest du dich fragen, ob es geschlechtsspezifische Unterschiede in der Nutzung einer bestimmten Funktion gibt und wie sich diese auf die Benutzererfahrung auswirken.
6.2 Wähle deine Stichprobe gezielt aus
Achte bei der Auswahl deiner Testpersonen darauf, eine ausgewogene und repräsentative Stichprobe zu haben. Berücksichtige geschlechtsspezifische Merkmale und sorge dafür, dass alle angemessen vertreten sind. Du könntest gezielt nach Testpersonen suchen, die einer unterrepräsentierten Geschlechtergruppe angehören, um ihre Perspektiven besser einzubeziehen.
6.3 Führe geschlechtsspezifische Analysen durch
Wähle deine Stichprobe gezielt aus
Analysiere deine Ergebnisse geschlechtsspezifisch und berichte über mögliche Unterschiede in der Benutzererfahrung und Nutzungsmustern. Achte darauf, nicht nur aggregierte Daten zu betrachten, sondern auch geschlechterbezogene Erkenntnisse zu extrahieren. Das hilft dir, Geschlechterunterschiede und mögliche Herausforderungen oder Chancen bei der Gestaltung der UX besser zu verstehen.
7. Schlusswort
Denke daran, dass inklusives UX- und Content Design ein Ansatz für den Designprozess ist. Es ist besser, das Design von Anfang an darauf auszurichten, die Geschlechter einzubeziehen. Spätere Korrekturen sind mühsam und unordentlich.
Wenn du dich mit einer Designarbeit befasst, die bereits existiert und inklusiver gestaltet werden muss, ist es unsere Aufgabe, die Inklusion von Benutzererfahrungen zu verbessern, auch wenn jemand anderes dies nicht berücksichtigt hat.
Und es liegt nicht nur an dir! Inklusives Design ist ein Teamsport. Die Umsetzung inklusiver Lösungen erfordert in der Regel nicht nur Design-Kenntnisse, sondern auch Entwicklungsfähigkeiten, eine strategische Denkweise, ein Verständnis für die Auswirkungen auf das Marketing, Verkaufs- und Projektteams, Schulungen für den Kundensupport und mehr. Geschlechtergerechtes Design liegt in der Verantwortung der gesamten Organisation. Und ja, auch wir bei TestingTime müssen zugeben, dass noch viel Arbeit vor uns liegt. Das Wichtigste ist jedoch, dass man daran arbeitet, denn wer gendert, verändert auch.
Was ist deine Meinung zum Thema Gendern im UX-Bereich? Gerne können wir uns auf LinkedIn darüber austauschen.